Zukunftswerkstatt Mittelsachsen ist das Meinungsboard für Mittelsachsen zum direkten Austausch zwischen Bürger_innen und Politiker_innen des Landkreises und zur gemeinsamen Entwicklung einer Zukunftsidee für die Region.

Die Methode der Zukunftswerkstatt

Die Methode der Zukunftswerkstatt

Seit über 25 Jahren werden Zukunftswerkstätten veranstaltet. Meist als eintägige oder mehrtägige Veranstaltungen, erwiesen sie sich als äußerst motivierende und kommunikative Prozesse.

Die Idee der Zukunftswerkstatt geht auf Robert Jungk zurück. Er entwickelte die Zukunftswerkstatt als Methode der Erwachsenenbildung, um Betroffene zu Wort kommen zu lassen, Bürger_innenbeteiligung herzustellen und zu verstärkten Demokratisierungsprozessen beizutragen.

Zukunftswerkstätten entstanden dort, wo Menschen mit etablierten Institutionen oder natur- und umweltzerstörenden Produktions- und Lebensformen nicht einverstanden waren und sie betreffende Probleme gemeinsam bearbeiten sowie kreative Lösungswege entwickeln wollten. Die Entscheidungen über die Zukunft sollten nicht länger allein den Planer_innen und Politiker_innen überlassen werden, sondern betroffene Bürger_innen sollten ein Instrumentarium erhalten, mit dessen Hilfe sie ihre eigenen Konzepte einer lebenswerten, menschenwürdigen, ökologischen und friedlichen Zukunft entwickeln konnten.

Das Theoretische Konzept

Eine Zukunftswerkstatt beinhaltet verschiedenene methodische Elemente.

Sie ist gleichzeitig:

  • Experimentiermethode zur Entwicklung alternativer Zukünfte;
  • Partizipationsmethode zur Problem- und Entscheidungsfindung sowie bei der Umsetzung von Vorhaben, und dieses nicht nur für die traditionellen "Problemlöser" wie Politiker_innen, Expert_innen oder Planer_innen;
  • Lernmethode für kooperatives Arbeiten und ganzheitliches Denken;
  • Reflexionsmethode für das Überprüfen der individuellen Position im Prozess der gesellschaftlichen Entwicklung.

Das Thema

Zukunftswerkstätten können für verschiedene Themenbereiche angewendet werden. Sie eignen sich für technische, soziale und ökologische Fragestellungen ebenso wie für medizinische, architektonische oder psychologische Probleme. Wichtig erscheint es, dass die genaue Themen- bzw. Problemformulierung von den Teilnehmer_innen vorgenommen bzw. präzisiert wird.

Das Ziel

Der gesamte Prozess der Zukunftswerkstatt zielt darauf ab, mit Hilfe von verschiedenen Methoden und Techniken den Teilnehmer_innen behilflich zu sein, sich ihrer Ideen, Probleme, Wünsche und Konzepte bewusst zu werden und diese zu formulieren. Eine Zukunftswerkstatt kann so als Katalysator oder Hilfsmittel verstanden werden, um neue kreative Ideen für bestehende Probleme zu entwickeln.

Die Arbeitsweise

Die Arbeitsweise vollzieht sich in einer Abfolge von Phantasie und Kritik, Intuitivität und Rationalität, Diskussion und Mediation. Alle diese Methoden sollen die Kreativität der Teilnehmer_innen fördern.

Was die Arbeit in Zukunftswerkstätten bewirken kann:

  • Menschen aus unterschiedlichsten Erfahrungs- und Lebensbereichen kommen miteinander über ein Thema in Austausch;
  • gegenseitiges Verstehen wird gefördert;
  • tiefer gehende Auseinandersetzungen mit drängenden Fragen kommen zustande;
  • eine Politisierung findet statt;
  • man wird sich der eigenen Situation, der Lebensumstände bewusster;
  • das Finden von Gemeinsamkeiten statt des Austragens von Kontroversen kann die Arbeit prägen;
  • im besten Fall wird ein Gruppenkonsens erarbeitet;
  • das Engagement, etwas zu unternehmen, wird geweckt;
  • neue Sichtweisen und Möglichkeiten ergeben sich;
  • ungewöhnliche und überraschende Problemlösungen werden gefunden.

Die Phasen der Zukunftswerkstatt

Bei aller thematischen Offenheit und teilnehmer_innenbezogenen Flexibilität ist die Zukunftswerkstatt als eigenständige Methode durch ein formales Strukturmodell mit einem klaren Regelwerk bestimmt. Die Zukunftswerkstatt gliedert sich in drei Hauptphasen.

Phase I: Kritik und Katharsis

Hier wird von den Teilnehmer_innen Unmut, Kritik, negative Erfahrungen zum gewählten Thema geäußert. Dies sollte möglichst frei von Zwängen sein. Es geht dabei weniger um eine Analyse der Probleme, als um eine Bestandsaufnahme für die Weiterarbeit. Dennoch sollte versucht werden, die Kritik sachlich zu formulieren.

Phase II: Utopie und Phantasie

Hier ist die Kreativität jeder und jedes Einzelnen gefragt. Man soll das Utopische denken. Ein Anfangssatz wäre z.B.: „Es wäre schön, wenn …“. „Totschlagargumente“ und „Das ist doch unmöglich!“ sind dabei unbedingt zu vermeiden. Hier darf und soll fantasiert werden!

Phase III: Strategie und Umsetzung

  • Die in der Utopiephase gewonnenen Ideen und Konzepte werden in dieser dritten Phase der Zukunftswerkstatt wieder in den Kontext des Alltags gestellt, d. h. eine nüchterne kritische Betrachtung der Utopien soll vorgenommen werden.
  • Die Sachlage wird vorgetragen und die Lösungen jeweils hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile untersucht. Nützliche Frage dabei: Wo gab es, wo gibt es bereits Ähnliches in der Realität?
  • Der nächste Schritt besteht in der Ausführung und Realisierung der ausgewählten Lösung. Eine klare Planungsarbeit beginnt. In arbeitsteiligen Kleingruppen werden verschiedene Stufen der ausgewählten Lösungskonzepte detailliert ausgearbeitet.
  • Sinnvolle Frage dabei: Welche Forderungen müssen wir aufstellen, damit unsere ausgewählte Idee eine Chance erhält, wo muss dabei angesetzt werden?
  • Eine kontinuierliche Weiterarbeit (Treffen etc.) wird dabei angestrebt. Notwendige Frage dabei: Was wollen wir konkret tun? Wie wollen wir es anfangen? Wer kann uns dabei unterstützen? Wo soll das Projekt entstehen? Wann beginnen wir?